Achtsamkeit

Die Natur des menschlichen Geistes

Als Übende lernen wir zunächst die Beschaffenheit unseres Geistes kennen. Ausgangspunkt ist dabei immer unser "Alltagsbewusstsein". Von hier aus versuchen wir uns in Richtung eines Zustandes der "inneren Achtsamkeit" oder "reinen Aufmerksamkeit" zu bewegen. Der von Natur aus unruhige Geist lässt sich dabei gewöhnlich schnell in all seinen Facetten erkennen.

In verschiedenen alten Schriften wird der ungezügelte Geist des Alltagsbewusstseins entsprechend mit einer Horde "wilder Affen" oder "streunender Hunde" verglichen. Wir bevorzugen das etwas neutralere Bild eines Geistes, der sich von Natur aus einfach gerne "auf Wanderschaft" begibt und den man geduldig und doch konsequent immer wieder dorthin zurückholen kann, wo man sich gerade befindet: Ins Hier und Jetzt.

Häufig kreisen die Gedanken um immer dieselben Fragen und können so als nicht zu stoppende Grübelei zu einer echten Bedrängnis werden, die uns Schlaf und inneren Frieden raubt. In nahezu kindlicher Weise kommentiert der unruhige Geist permanent das laufende Geschehen, zumeist nach ähnlichem Muster: "Das mag ich." – "Das mag ich nicht." – "Wie kann ich bekommen, was ich will?" – "Und will ich das überhaupt?" – "Wie kann ich etwas los werden, das ich nicht will?" "Und das möglichst schnell!"

Was geschieht in der Meditationspraxis ganz konkret?

Wollen Sie abschließend eine kleine Übung versuchen?

Nehmen Sie an einem ungestörten Ort eine aufrechte, wenn Sie wollen würdevolle, Körperhaltung ein. Halten Sie für ein paar Minuten inne und stellen Sie Ihren Geist "auf Empfang". Beobachten Sie für eine Weile die stattfindenden inneren Dialoge. Welche Gedanken kommen Ihnen in den Sinn und welche Assoziationsketten setzen in weiterer Folge daran an? Beobachten Sie Ihre inneren Argumentationslinien und – falls Sie möchten – notieren Sie diese anschließend auf einem Blatt Papier. Was war der Ausgangspunkt, und wo sind Sie mit Ihren Gedanken kurze Zeit später gelandet? Und wie oft und wo haben Sie den Beobachtungsstatus verloren?

Der ungeübte Geist ist also Ausgangspunkt unserer Praxis. Wollen wir uns von hier aus in einen Zustand verstärkter Achtsamkeit vertiefen, richten wir den Fokus der Aufmerksamkeit behutsam ein wenig mehr nach innen. Wir hören genauer hin, stellen unser Empfangsgerät nach und befreien es von Hintergrundrauschen. Nun können wir uns mit aller Aufmerksamkeit der Erforschung der Phänomene des gegenwärtigen Augenblicks zuwenden. Die Beobachtung der Atembewegung ist dabei für unsere Bemühungen stets ein sicherer Anker. Hierher können wir immer zurück kehren, wenn wir abschweifen. – Was wir naturgemäß immer wieder tun werden.