Was ist Achtsamkeit?

Unter dem Begriff „Achtsamkeit“ wird – in aller Kürze – die Fähigkeit zu einem aufmerksamen, annehmenden, nicht urteilenden Sich-Zuwenden auf die gegenwärtige Erfahrung verstanden. Dadurch werden Motivation und Folgen unserer Gedanken, Worte und Handlungen sichtbar und bewusst.

Damit ist Achtsamkeit vielmehr eine Lebenshaltung und Seinsweise als eine Technik.

Wenn wir von "Achtsamkeit" sprechen, meinen wir immer einen Zustand "achtsamen Bewusstseins". Achtsames Bewusstsein ist von seinem Wesen her weder religiös noch esoterisch zu vereinnahmen.

Wer in ein tieferes Verständnis für achtsames Bewusstsein vordringen möchte, wird früher oder später auf buddhistische Schriften und Praxisanleitungen stoßen, denn kein anderes psychologisches Konzept ist so umfassend vom Geist der Achtsamkeit durchdrungen. Dies anzuerkennen, gebietet der Respekt.

Synonyme für das deutsche Wort "Achtsamkeit" wären Aufmerksamkeit, Gewahrsein oder Geistesgegenwart.

Sati

"Achtsamkeit" ist die deutsche Übersetzung für "Sati", einem Begriff aus der Pali-Sprache, der auf die buddhistischen Wurzeln dieses psychologischen Konzepts verweist (In Pali wurden die buddhistischen Lehren etwa 500 Jahre nach Buddhas Tod niedergeschrieben. Einer der Kerntexte dazu ist die Lehrrede der "Vier Grundlagen der Achtsamkeit – Sattipattana Sutta")

"Achtsamkeit ist ein Helfer für alles", sagte der Buddha, und Achtsamkeit ist tatsächlich ein Hilfs- und Heilmittel für alle Menschen. Das lässt sich heute mit zahlreichen wissenschaftlichen Studien eindrucksvoll nachweisen.

So hat Jon Kabat-Zinn mit der von ihm entwickelten "Achtsamkeitsbasierten Stressreduktion" MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) ein wirksames Verfahren vorgestellt, das in seinem methodischen Vorgehen stark von den Prinzipien der buddhistischen Vipassana-Meditationsmethode geprägt ist.

Für Paul Grossman beinhaltet Achtsamkeit "... aus buddhistischer Sicht eine Reihe nicht nur kognitiver, sondern auch emotionaler, sozialer und ethischer Dimensionen, in die sie eingebettet ist und die weit über die herkömmliche Unterteilung von Konditionierung, Aufmerksamkeit und Bewusstsein in der wissenschaftlichen Psychologie hinausgeht. Gerade diese Unterschiede sind jedoch für ein angemessenes Verständnis der Achtsamkeit und deren Rolle in der psychologischen Epistemologie unerlässlich.

Ein begrenzteres Konzept der Achtsamkeit, das sich einfach nur als eine weitere Technik in das Arsenal der verhaltens- und psychotherapeutischen Interventionen einreihen lässt, wird damit weder der ursprünglichen Vorstellung von Achtsamkeit gerecht, noch entspricht dies dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Forschungsstand auf dem Gebiet achtsamkeitsbasierter Interventionen."

Mit der zunehmenden Verbreitung und Popularität des Begriffs "Achtsamkeit" wächst die Gefahr einer verkürzten Auslegung und Verflachung. So beinhaltet „Achtsamkeit“ in seinen ursprünglichen Kontexten neben „Nicht-Zerstreutheit“ und „Kontinuität von Gewahrsein“ auch Aspekte von Erinnern, Wissensklarheit und Bemühen, von Verkörperung, gründlichem Erforschen und Erfahrungstiefe. Die "volle Geistes- und Herzensgegenwart für die Erfahrung dieses Augenblicks" ist Grundlage für ethische Entfaltung, Geistessammlung, die Ausbildung intuitiver Weisheit und für eine "Kultur des Herzens". (vgl. Öffnet externen Link in neuem FensterAkincano M. Weber 2009)